Gräser im Winter – Schutz und Pflege

Gräser sind aus der modernen Gartengestaltung kaum noch wegzudenken und mit ihrer eleganten Erscheinung, ihren grazilen Blütenständen und ihrem sanften Wiegen im Wind eine Bereicherung für jeden Garten. Damit ihre Schönheit von Dauer ist, bedarf es einer professionellen Pflege, auch in den Wintermonaten. Das beinhaltet insbesondere den Einsatz geeigneter Winterschutzmaßnahmen und einen fachgerechten Rückschnitt zum richtigen Zeitpunkt.

 

Dabei wird leider viel falsch gemacht. Das resultiert zum einen aus dem weit verbreiteten Irrglauben, dass es beim Winterschutz in erster Linie um einen Schutz vor den niedrigen Temperaturen geht. Tatsächlich ist bei den meisten Gräsern der Schutz vor Winternässe und –sonne viel entscheidender für ein unbeschadetes Überstehen der kalten Monate.

 

Zum anderen wird immer wieder der Fehler gemacht, im Hinblick auf die Pflege alle Gräser über einen Kamm zu scheren. Man tut nicht jedem Gras einen Gefallen damit, es im Winter dick in Laub und Vlies einzupacken. Und pauschal alle Gräser zurückzuschneiden, sobald im Herbst die Halme braun geworden sind, ist genauso falsch, wie bei jedem Gras mit dem Rückschnitt bis zum April zu warten.

 

Hier gilt es genau zu differenzieren und sich mit seinen Pflegemaßnahmen nach Standortansprüchen und Lebensrhythmus der unterschiedlichen Arten zu richten. Wie der folgende Überblick zeigt, ist das aber gar nicht so kompliziert, wie es sich anhört.

 

1.) Winterschutz

 

Nicht alle Gräser brauchen in den Wintermonaten einen besonderen Schutz, die meisten von ihnen überstehen selbst strenge Winter unbeschadet.

 

Das Zusammenbinden und Einpacken der Blatthorste ist nur bei bestimmten Arten oder in besonders rauen Lagen ratsam. In vielen Fällen ist es sogar eher schädlich als nützlich, da sich durch das Umhüllen mit Vlies oder Laub die winterliche Nässe staut. Besonders empfindlich reagiert hier unter anderem das Riesen-Federgras (Stipa gigantea) oder der Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens). Bei folgenden Gräsern hingegen ist ein Winterschutz durchaus empfehlenswert:

 

Pampasgras reagiert empfindlich auf winterliche Nässe
Pampasgras reagiert empfindlich auf winterliche Nässe

Pampasgras (Cortaderia selloana)

 

Beim Pampasgras sollte der Wurzelraum mit einer hohen Laubschicht abgedeckt werden, die mit Fichtenzweigen oder wasserabweisendem Vlies fixiert wird. Darüber hinaus werden die wintergrünen Blätter im Herbst zusammen-gebunden, um so das Wasser besser abzuleiten und den Blatthorst möglichst trocken zu halten. Im Frühjahr wird das Ganze dann wieder entfernt und abgestorbenes Laub zurückgeschnitten - allerdings nicht zu früh, da die Wachstumsphase des Pampasgrases verhältnismäßig spät beginnt. 

 

Kleiner Tipp: Achten Sie beim Zusammenbinden auf farblich passendes Bindematerial und setzen Sie dieses nicht zu weit oben an. So bewahren Sie - zumindest teilweise - die natürliche Schönheit des Grases.

 

Pfahlrohr (Arundo donax)

 

Die Halme des Pfahlrohres sollten zu Beginn des Winters etwa handbreit über dem Boden abgeschnitten werden. Zusätzlich wird auch hier der Wurzelbereich mit einer durch Zweige oder Vlies fixierten Laubaufschüttung bedeckt.

 

Japangras (Hakonechloa macra) und Japanisches Blutgras (Imperata cylindrica ´Red Baron´)

 

Bei beiden Gräsern ist in härteren Wintern ein Schutz in Form einer Abdeckung aus Laub und Reisig ratsam. Beim Japangras gilt das insbesondere für die ersten Jahre, da diese Art relativ lange braucht, um sich an einem Standort zu etablieren.

 

Gräser in Töpfen

 

In Töpfen gepflanzte Gräser, die im Freien überwintert werden, sollten zusammengerückt vor eine Nordwand gestellt werden, da sie dort vor der Wintersonne geschützt stehen. Kälteempfindliche Arten kann man zusätzlich mit Laub und Vlies schützen, allerdings nur, sofern sie nicht zu empfindlich auf Nässe reagieren.

 

Einige Gräser (z.B. Pennisetum setaceum ´Rubrum´, Imperata cylindrica ´Red Baron´ oder Arundo donax ´Versicolor´) sind nur in besonderes milden Lagen (oder auch gar nicht) winterhart. Hier ist die Topfkultur eine gute Alternative zur Verwendung im Beet, da die Gräser sich in den Töpfen leicht an einen frostfreien Ort zum Überwintern verfrachten lassen.

 

Die richtige Standortwahl als vorbeugende Maßnahme

 

Neben den genannten Schutzmaßnahmen ist vor allem auch die Wahl eines optimalen Standortes eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ein Gras den Winter ohne Schaden übersteht. Hier spielen unter anderem die Lichtverhältnisse eine wichtige Rolle. So vertragen beispielsweise die meisten wintergrünen Arten (wie z.B. Carex morrowii ´Variegata´) bei gefrorenem Boden keine Wintersonne. Hier droht die Gefahr einer Frosttrocknis, d.h. über die grünen Blätter findet nach wie vor Verdunstung statt, die Pflanze kann jedoch aus dem gefrorenen Boden kein Wasser mehr aufnehmen. Lässt sich die Wintersonne am gewählten Standort nicht vermeiden, kann man auch für eine künstliche Schattierung sorgen, beispielsweise mit Hilfe von Fichtenzweigen.

 

Auch die Durchlässigkeit des Bodens kann einen Einfluss darauf haben, wie es Gräsern in kalten Wintern ergeht. Pampasgras  verträgt beispielsweise keine winterfeuchten Böden und sollte deshalb vorbeugend in einem möglichst durchlässigen Substrat gepflanzt werden.

 

2.) Rückschnitt

 

Eingangs wurde schon darauf hingedeutet, dass sich die Frage, ob und wann ein Gras im Winter zurückgeschnitten werden soll, nicht pauschal beantworten lässt. Hier müssen mehrere Aspekte berücksichtigt werden: Ist das Gras sommergrün oder wintergrün? Wie standfest ist die Gräsersilhouette im Winter? Wie früh treibt das Gras im Frühjahr wieder aus?

 

2.1) Rückschnitt bei sommergrünen Arten

 

Sommergrüne Gräser werden in der Regel erst im Frühjahr zurückgeschnitten. Dafür sprechen mehrere Argumente. Zum einen sind die trockenen Halme und Rispen ein interessanter Blickfang im winterlichen Garten, insbesondere, wenn sie von Reif und Schnee bedeckt sind oder durch gezielte Beleuchtung zusätzlich in Szene gesetzt werden. Eine ansprechende Winterwirkung hat zum Beispiel das Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides), das Gartensandrohr (Calamagrostis x acutiflora) die Rutenhirse (Panicum virgatum), Chinaschilf (Miscanthus sinensis) oder der Atlasschwingel (Festuca mairei).

 

Chinaschilf ist auch im Winter ein eindrucksvoller Hingucker
Chinaschilf ist auch im Winter ein eindrucksvoller Hingucker
Gräser als interessante Blickfänge im winterliche Staudenbeet
Gräser als interessante Blickfänge im winterliche Staudenbeet

 

Zum anderen erfüllen die an der Pflanze verbleibenden Halme auch eine Schutzfunktion gegen Winternässe. Außerdem wären die geschnittenen Halme und Blütenstände hohl, so dass Wasser in ihnen stehen bleiben kann, was dann häufig zu Fäulnis führt.

 

Beim Rückschnitt im Frühjahr sollte dann darauf geachtet werden, dass man nicht zu früh dran ist, damit die Pflanzfläche nicht zu lange kahl aussieht, aber auch nicht zu spät, damit der Neuaustrieb nicht aus Versehen beim Schneiden beschädigt wird. Der richtige Zeitpunkt hängt insbesondere davon ab, ob es sich um früh- oder spätaustreibende Gräser handelt. Die frühaustreibenden (u.a. Stipa, Calamagrostis, Deschampsia, Helictotrichon und Festuca) werden am besten zwischen Februar und Anfang März geschnitten, die spätaustreibenden Präriegräser  (u.a. Miscanthus, Panicum, Pennisetum und Schizachyrium) hingegen im März oder sogar erst im April.

 

Einige der sommergrünen Gräser sind in der kalten Jahreszeit leider nicht besonders standfest und fallen bei Schnee oder Regen viel zu schnell in sich zusammen, so dass die dekorative Winterwirkung oft nur von kurzer Dauer ist und nur ein unansehnlicher, durchweichter Blatthaufen zurückbleibt. Dazu neigt beispielswiese das Riesen-Pfeifengras (Molinia arundinacea), in manchen Fällen auch das Diamant- (Calamagrostis brachytricha) oder Kamelhaargras (Stipa calamagrostis). Hier kann man durchaus einen früheren Rückschnitt in Betracht ziehen, da mit dem Zusammenfallen neben der optischen Wirkung auch der Schutz vor Winternässe nachlässt.

 

Das Riesen-Pfeifengras (Molinia arundinacea) fällt bei Schnee und Regen im Winter schnell zusammen
Das Riesen-Pfeifengras (Molinia arundinacea) fällt bei Schnee und Regen im Winter schnell zusammen
Das Moor-Pfeifengras (Molinia caerulea) erweist sich da oft als standfester
Das Moor-Pfeifengras (Molinia caerulea) erweist sich da oft als standfester

 

Chinaschilf (Miscanthus sinensis) und Riesen-Chinaschilf (Miscanthus x giganteus) sind als sommergrüne Gräser prinzipiell ein Fall für den Frühjahrsschnitt.

 

Chinaschilf (Miscanthus sinensis) am Teich
Chinaschilf (Miscanthus sinensis) am Teich

Nicht zuletzt aufgrund ihrer Winterwirkung - ihre imposante Silhouette und die auffälligen Blütenstände sind ein echter Hingucker im winterlichen Beet. Leider fallen die Blätter dieser Gräser sehr früh ab und verteilen sich dann überall im Garten.

Hier gibt es zwei Möglichkeiten, damit umzugehen:

Entweder nimmt man das in Kauf und sammelt die Blätter hin und wieder auf oder man schneidet Chinaschilf abweichend vom optimalen Zeitpunkt schon früher im Winter ab. Alternativ kann man das Gras auch einfach zusammenbinden, um ein Umherfliegen der Blätter zu vermeiden.

 

2.2) Rückschnitt bei wintergrünen Arten

 

Zu den wintergrünen Gräsern gehört u.a. die Japan-Segge (Carex morrowii), die Riesen-Segge (Carex pendula), die Wald-Marbel (Luzula sylvatica), der Blauschwingel (Festuca glauca) oder der Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens).

Blauschwingel (Festuca glauca) zählt zu den wintergrünen Gräsern
Blauschwingel (Festuca glauca) zählt zu den wintergrünen Gräsern

Ein kompletter Rückschnitt dieser Gräser im Frühjahr ist im Grunde nur dann nötig, wenn die Pflanzen unansehnlich geworden sind und ein strenger Winter die Blätter stark in Mitleidenschaft gezogen hat.

 

Sonst reicht ein Auskämmen bzw. Ausputzen der Blatthorste in der Regel aus. Wem das zu zeit- aufwändig und mühselig erscheint: Auch die wintergrünen Gräser kommen mit einem Komplett-Rückschnitt im Frühjahr normalerweise gut klar. Sie treiben danach meist schnell wieder aus.

Haben Sie weitere Fragen zur Gartenpflege in den Wintermonaten? …oder zur Auswahl der richtigen Gräser für Ihren Garten? Nehmen Sie Kontakt zu mir auf, ich berate Sie gerne.